Ein großes Thema für eine kurze Zeitspanne eines Mittwochabends, aber allein die große Zahl an Teilnehmern zeigte die Wichtigkeit einer solchen Diskussionsrunde, stattgefunden hatte diese in der Rudolstädter Stadtbibliothek. Die Herausforderungen, vor denen die Demokratie in Deutschland aktuell steht, könnten kaum größer sein. Auf den Straßen finden Demonstrationen und Kundgebungen statt. In sozialen Netzwerken und am Abendbrottisch werden leidenschaftliche Debatten geführt, Risse gehen selbst durch die eigene Familie. Ist man dafür, ist man dagegen und wo bleibt eigentlich Raum für Demokratie? Muss man für sie eintreten, sich positionieren? Muss man, erklärte nicht nur der namhafte Berliner Politologe Hajo Funke. Auch Andrea Probst von der Bayerischen Informationsstelle gegen Extremismus und Franziska Schmidtke vom Zentrum für Rechtsextremismusforschung, Demokratiebildung und gesellschaftliche Integration sprachen sich dafür aus, klare Kante zu zeigen. „Wir alle haben Vorurteile“, so Schmidtke, „man muss sich auch ehrlich machen und wissen, wo es bei einem selbst anfängt.“ Jedoch sei es wichtig „Grenzen aufzuzeigen und sei es durch Mimik und Gestik sich von Hetze und Krawalläußerungen anderer zu distanzieren“, so Probst. Moderator Oliver Werder (SPD) sprach selbst von einschneidenden Erlebnissen, sei es beim sonntäglichen Mittagessen in einer Thüringer Gaststätte oder im Kreistag, wo sich ein Bekannter über die KZ-Gedenkstätte „Laura“ in Schmiedebach in einer Form äußerte, dass selbst dem Chefdirigenten der Thüringer Symphoniker die Sprache fehlte.  Wie nur diesem ganzen Hass begegnen? Erklärungsansätze bot erneut Hajo Funke, der auf die Probleme nach der Wende verwies. Ich brauche ja nur das Wort Treuhand zu sagen, so Funke. Im Osten fühlen sich viele als Menschen zweiter Klasse, vieles lasse sich nicht mehr korrigieren und diese Erfahrung der Ungerechtigkeit müsse man ernst nehmen. „Wir sind noch nicht bei 1933, wir haben noch Luft“, erklärte Funke und versprach, gern wieder nach Rudolstadt zu kommen. Eins jeden Fall stand nach nur zwei Stunden Diskussion fest: Es tut sich was in unserem Landkreis, es ist Zeit, klare Kante zu zeigen und ja, dazu gehört es auch, mit dem Nachbarn, dem Cousin oder der Tante zu reden und sei es, um ihnen mitzuteilen, welches Glück wir haben, in einer Demokratie zu leben. Dafür lohnt es sich auch mal, Diskussionen zu führen und für mehr Menschlichkeit Position zu beziehen.