Rudolstadt: Träume, wie Pilotin oder Skateboarder zu werden scheinen hierzulande zu erreichende Ziele zu sein, die höchstens ein bisschen Ausdauer und Willen von demjenigen erfordern, der träumt. Alles ist machbar, alles möglich. Von der Opernsängerin – das nötige Talent vorausgesetzt – bis hin zur Bundeskanzlerin. Ein kleiner Schritt in eine Welt, die alle Türen offenhält, selbst dann, entscheidet man sich dafür, sich nicht geschlechtermäßig festzulegen. Dass es andere Welten gibt, weiß man. Afghanistan ist so eine Welt, von der man sich längst ein Bild gemacht hat. Verschleierung, Krieg, Taliban. Ein Bild, dem die beiden Gäste zur Gesprächsrunde in Rudolstadt widersprechen wollen: „Wir haben nicht nur den Krieg hier. Es gibt ein anderes Afghanistan. Eins, das nicht in den Medien erscheint. Weil es Frauen zeigt, die Mut haben. Die so einfache Dinge unternehmen, wie Skateboard fahren, ein Orchester dirigieren oder Fußball spielen.“ Nahid Shahalimi selbst spielte Beachvolleyball, ebenso wie ihre Tante. Heute tourt die Autorin durch viele Länder und versteht sich als Malerin. Sie will ein Bild malen, von einem Land das ja, ambivalent ist. „Afghanistan ist vielschichtig. Und es hat Farbe. Da sind 42 Provinzen, und wir versuchen alles in eine Schachtel zu stecken, Stempel drauf und fertig?“, wirft sie mit Leidenschaft ein. Auch Shakila Ebrahimkhil möchte Frauen in Afghanistan eine Stimme geben. Die Journalistin verabschiedete sich täglich von ihrer Familie, niemand konnte wissen, ob man sich nach der Arbeit für einen bekannten TV-Sender wiedersieht. Selbst versteht sie sich nicht als Star, sie weiß um das Leid, nicht zu wissen, wen die nächste Bombe treffen wird. Sie will berichten, Mut machen. Leben für den Moment, der irgendwann nicht mehr auszuhalten ist. Sie kämpft, genau wie die Frauen in ihrer Heimat. „Es gibt ihn. Den Mut, um weiterzugehen. Um früh auszustehen und seine Kinder in die Schule zu schicken. Zur Arbeit zu gehen oder Skateboard zu fahren.“ Und um von diesem anderen Afghanistan zu erzählen lud Engagement Global zusammen mit Landratsamt Saalfeld-Rudolstadt und Eine Welt Netzwerk Thüringen e. V. in die Rudolstädter Stadtbibliothek. Doch kehrt jeder auch mit einem neuen Bild nach Hause zurück, scheinen manche Träume derart weit weg zu sein, dass selbst Zeit, Geduld und Menschlichkeit kaum dafür ausreichen. 40 Jahre Krieg. Ist das nicht genug?