Filmemacher einzuladen ist sonst nicht das Themengebiet von Nina Asanovski, die das Integrationsmanagement im Landkreis führt. Doch auf ihre Einladung hin kamen die Regisseure Karin Kaper und Dirk Szuszies nach Saalfeld. Im Gepäck ihr Film: „Wir sind Juden aus Breslau“, den sie in Rudolstadt und Saalfeld dank Unterstützung durch die Diakoniestiftung Weimar Bad Lobenstein und die lokale Partnerschaft für Demokratie im Kino vorstellten. Im Saal Schüler, Rentner, Organisatoren, Neugierige und jene, die ihre eigene Geschichte mitbrachten. Anwesend auch einer der beiden Regisseure, der im Anschluss zur Gesprächsrunde aufforderte.
„Wir sind Juden aus Breslau“ ist ein Dokumentarfilm. Ein fast stiller Film, in dem die Regisseure bewusst auf Zwischentöne verzichteten, um so den Hauptakteuren größeres Gewicht zu verleihen: 14 Menschen, die etwas gemeinsam haben: Sie sind Juden und stammen aus Breslau. Als Überlebende und Zeitzeugen folgen Schüler ihren Berichten und suchen mit ihnen gemeinsam auch die Orte auf, an denen sie als Juden zwischen 1939 und 45 in Breslau Station machen mussten: Gefängnis, Bahnhof, Friedhof.
Ein gutes Gefühl, zu leben
Seit zwei Jahren touren die Macher mit dem Film durch Europa, und waren dabei in über 200 Kinos zu Gast. In Ungarn, Polen und Rumänien, erklärt Regisseur Dirk Szuszies, war es besonders heikel. Die Strömungen dort, das Stiller Werden um Demokratie und persönliche Freiheit lassen selbst den 60-jährigen nicht gerade hoffnungsvoll in die Zukunft blicken. Er findet, in Europa rege man sich darüber viel zu wenig auf. Ähnlich sorgenvoll sehen das die Porträtierten: die Rosenbergs, Levoys, Sterns, die alle im betagten Alter sich nur eins wünschen: Frieden. Der aber scheint weniger greifbar, oder zumindest genauso gefährdet wie damals, als Europäer aufmarschierten und sich über Nacht alles veränderte was bekannt, geliebt und alltäglich war.
Überhaupt macht sich Dirk Szuszies Sorgen, was mit unserer Erinnerungskultur passieren wird, gibt es keine der Zeitzeugen mehr. Stirbt dann auch die Fähigkeit, zu unterscheiden, was Wahrheit und was bloße Meinungsmache ist? Steht der Sinn, einen Like über die sozialen Netzwerke zu erhalten, höher als sich innerhalb einer Diskussion mal auszuhalten? Das Abschotten gegenüber anderen Meinungen sieht der Filmemacher als große Gefahr. Aus dem Publikum erhielt er Zustimmung. Wir können uns nicht nur hinter dem Laptop aufregen, erklärt Szuszies. Wer die Straße erobert, der erobert auch bald den Rest. Wir aber müssen etwas tun, damit sich die Mehrheit rührt, schließt der Regisseur die Gesprächsrunde und hofft auf eine weitere gute Diskussion am nächsten Tag mit eingeladenen Schülern. Und so bleibt das simple Fazit des Filmes zurück: Sich zu erinnern, wie es war und heute hinter dem Laptop hervor, die Straße wieder mit Demokratie und Menschlichkeit zu füllen.